|
Acorn Ltd.
Die
Firma Acorn wurde 1978 in Cambridge (England) von Hermann Hauser
(ein gebürtiger Wiener) und Chris Curry gegründet. Zuerst
entwickelten die beiden Spielautomaten und andere Industriemaschinen,
dann trafen sie 1979 mit dem Cambridge-Studenten Roger Wilson zusammen,
der bereits ein Computerboard und ein ROM OS entwickelt hatte. Wilson
behauptete, sein Board, das auf einem 8-bit Mostek 6502 Processor
basierte und mit 256 Bytes RAM ausgestattet war, wäre besser
alles andere, was sich derzeit auf dem Computermarkt befindet. So
entstand das System 1, mit einer numerischen Tastatur und einem
Kassetteninferface. Drei weitere Systeme entstanden in der Folge,
bis man 1980 den Atom entwickelte, der erste Acorn Homecomputer
in einem Gehäuse mit vollwertiger Tastatur, einem mit 1MHz
getakteten 6502 sowie 2 KB RAM (8 KB ROM). Über ein eigens
entwickltes File System konnten an den Atom bereits Floppy Laufwerke
angeschlossen werden. Und der Atom war farbfähig! Werbung für
den Atom in Fachzeitschriften wurde geschalten, und das finanzielle
Risiko zahlte sich für junge Firma Acorn aus: der Atom wird
zum Verkaufsschlager.
Der Fernsehsender BBC startete zu Beginn der 80er
Jahre eine Dokumentation über die Zukunft der Microcomputer.
In diesem Zusammenhang formulierte ein Team die wichtigsten Forderungen
an Computer und Software. Die BBC suchte dann einen Partner, der
diesen visionären Homecomputer für sie entwickeln sollte.
Sie klopften bei mehreren Firmen an (u.a. bei Sinclair), aber keine
konnte die gestellten Anforderungen erfüllen. So landet das
BBC-Team schließlich bei Acorn. In nur drei Tagen assemblierte
die Acorn-Mannschaft den Proton, der die BBC aufgrund seiner überragenden
Fähigkeiten voll und ganz überzeugte. Daraufhin wurde
ein Vertrag zwischen Acorn und der BBC geschlossen, über 12000
zu liefernde Computer. Der Proton wird umbenannt und hieß
nun BBC Microcomputer. Acorn entwickelte zwei Modelle, das BBC Model
A (16KB RAM) und das BBC Model B (32 KB RAM), beide basierend auf
einem mit 2 MHz getakteten 6502. Aber der BBC Micro erlaubte auch
den Einbau einer zweiten CPU, wodurch auch CP/M Software ablaufen
konnte, wenn statt einem zweiten 6502 ein Zilog Z80 verwendet wurde.
Bis Ende 1982 konnte Acorn weltweit 1,52 Millionen Stück der
beiden auch ansonsten sehr erweiterungsfähigen Computer absetzen,
den größten Teil davon in England.
Acorn nutzte seine durch den BBC Micro erworbene
Popularität und entwickelte jetzt einen Computer, der wieder
den Namen Acorn tragen sollte. Rechtzeitig zum Weihnachtsfest 1983
wurde der Electron fertigestellt, ebenfalls basierend auf einem
6502 und mit einem modifizierten BBC Basic als Betriebssystem. Die
Erweiterungsfähigkeit des BBC Micros fiel dem Rotstift zum
Opfer, auch die Soundfähigkeiten wurden zusammengestrichen.
Trotzdem war der Erfolg so groß, das Acorn Kunden nur deshalb
an die Konkurrenz Sinclair verlor, weil sie den Electron nicht in
so großer Stückzahl liefern konnte.
1984 gerieten fast alle Homecomputerhersteller
in Schwierigkeiten, auch die weltweiten Marktführer Commdore
und Atari. Olivetti übernahm daraufhin 80% der Aktienanteile
von Acorn, wodurch die Firma überlebte. 1985 folgten weiterentwickelte
BBC Modelle (Model B+, Master 512, Master compact), die aber alle
gegen die 16/32 Bit Konkurrenten Atari ST und Commdore Amiga bestehen
mußten und es deshalb schwer hatten, nennenswerte Marktanteile
zu erreichen.
1987 suchte Acorn eine neue, besonders leistungsfähige
CPU für ein neues Computermodell. Ob Intel eine Zusammenarbeit
mit Acorn ablehnte oder Acorn die Intel Prozessoren letztenendes
nicht für leistungsfähig genug einstufte, kann nicht endgültig
geklärt werden. Acorn entschloss sich, eine eigene, RISC-basierte
CPU zu entwickeln. Das Ergebnis dieser Forschung war der ARM1 (Advanced
RISC Machine). Dessen Nachfolger, der ARM2 bildete die Grundlage
für das Modell Archimedes, den ersten Homecomputer, der auf
auf einem derartigen Prozessor basierte. Acorn hoffte, damit die
verlorenen Martanteile wieder zurückgewinnen zu können.
Der Archimedes wurde in zwei Modellvarianten, dem 300 mit 512 KB
RAM und dem 400 mit 1024 KB RAM ausgeliefert, beide mit grafischen
Desktop-Manager und BBC Basic V. Um den Archimedes kompatibel zu
seinen Vorgägern zu machen, wurde ein spezieller 6502 Emulator
dafür entwickelt.
Als 1988 ein spezielles multitasking-fähiges
Betriebssystem für die RISC-Prozessor (RISC-OS) mit grafischer
Benutzeroberfläche vorgestellt wurde, bringt Acorn 1989 den
A3000 auf den Markt, der auf diesem System basierte. Mit Apple zusammen
entwickelte Acorn auch den noch heute erfolgreichen ARM-Prozessor
(Advanced RISC Machine) und setzte diesen auch in einer Reihe eigener
PC's ein (u.a. RiscPC 600 und 700, 1997 noch den A7000).
Hermann Hauser ist heute 53 Jahre alt, verheiratet,
hat zwei Kinder und ist noch im Vorstand der Firma Acorn. Von Cambridge
aus hat er es zum Millionär gebracht wohlgemerkt, zum
Pfundmillionär.
|